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Gummireifen in unserem Salat? Neue Studie besagt, dass es möglich ist

Sep 23, 2023Sep 23, 2023

Die meisten Menschen sind mit der Idee des Essens vom Bauernhof bis zum Tisch bestens vertraut. Aber wie sieht es mit der „Highway-to-Table“-Küche aus? Eine neue Studie der Universität Wien (UV) zeigt, dass Salat leicht Partikel aufnimmt, die aus Autoreifen aus Gummi entstehen, wenn diese über unsere Straßen rollen. Die Forschung ist Teil einer wachsenden Zahl von Beweisen dafür, dass alltägliche Materialien wie Plastikflaschen und Medikamente in unsere Lebensmittelversorgung zurückfließen, wo ihre potenziell schädlichen Auswirkungen noch unbekannt sind.

Während Gummireifen uns herumtragen, erzeugen sie mikroskopisch kleine Reifenverschleißpartikel (TWP), zu denen Antioxidantien, Vulkanisationsbeschleuniger, Aktivatoren, Verarbeitungshilfsmittel und Weichmacher gehören. Diese Partikel gelangen mit einer Rate von etwa 1 kg pro Person und Jahr in die Umwelt, sagen die Forscher. Schließlich gelangen die Partikel durch eine Kombination aus atmosphärischen Ablagerungen, Straßenabflüssen und Schlamm aus Kläranlagen, die von Landwirten als Dünger verwendet werden, in den Ackerlandboden. Tatsächlich bleiben den Forschern zufolge etwa 93 % des TWP übrig, nachdem das Abwasser diese Anlagen passiert hat. Einer Schätzung zufolge werden allein in Deutschland jedes Jahr zwischen 1.400 und 2.800 Tonnen TWP auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht.

Frühere Untersuchungen von UV zeigten, dass viele dieser Partikel schließlich Schadstoffe in den oberen Schichten des Bodens freisetzen. Das Team war jedoch neugierig, was passieren könnte, wenn die Chemikalien weiter nach unten wandern würden. Könnten sie in das Wurzelsystem gelangen und von den Pflanzen aufgenommen werden?

Um das herauszufinden, wurden Salatpflanzen in eine Hydrokulturlösung gegeben, der fünf reifenbasierte Schadstoffe zugesetzt wurden. Die Forscher weisen darauf hin, dass noch nicht alle getesteten Verbindungen nachweislich toxisch sind, mit Ausnahme einer: 6PPD-Chinon, das mit dem Massensterben von Lachsen im pazifischen Nordwesten der USA in Verbindung gebracht wird.

„Unsere Messungen zeigten, dass die Salatpflanzen alle von uns untersuchten Verbindungen über ihre Wurzeln aufnahmen, sie in die Salatblätter verlagerten und dort anreicherten“, sagte Anya Sherman, Doktorandin am Center for Microbiology and Environmental Systems Science (CMESS) und Co-Erstautor der Studie.

Das Team experimentierte auch mit der Zugabe von Reifenkrümeln zum Wasser und stellte fest, dass die Salatpflanzen die Schadstoffe immer noch aufsaugten. Darüber hinaus wandelten die Pflanzen die Chemikalien in neuartige Substanzen um.

„Die Pflanzen verarbeiteten die Stoffe und produzierten dabei Verbindungen, die bisher nicht beschrieben wurden“, sagte Thorsten Hüffer, leitender Wissenschaftler am CMESS. „Da wir die Toxizität dieser Metaboliten nicht kennen, stellen sie ein Gesundheitsrisiko dar, das bisher nicht abgeschätzt werden kann.“

Die Forscher weisen darauf hin, dass solche Chemikalien zwar in den Salatpflanzen stabil seien, beim Verzehr jedoch freigesetzt werden könnten. „Im menschlichen Körper … werden solche Verbindungen sehr leicht abgebaut“, sagte Sherman. „Wenn also jemand einen derart kontaminierten Salat isst, könnten die ursprünglichen Chemikalien im Körper wieder freigesetzt werden.“

In der nächsten Phase der Forschung wird das Team mit Pflanzen im Boden experimentieren, um zu sehen, wie sie mit den Reifenpartikeln interagieren.

Die aktuelle Studie wurde in der Fachzeitschrift Environmental Science & Technology veröffentlicht.

Quelle: Universität Wien